Chris Conz, Pianist und Veranstalter
Den Künstler Chris Conz braucht man wohl den wenigsten Ustermern mehr vorzustellen. Nicht nur seine äusserst beliebten Auftritte als Pianist an den «International Boogie Nights» haben ihm schon längst das Prädikat «Ustermer Kulturgut » eingebracht. Conz ist aber nicht nur Künstler, sondern auch Unternehmer.
Im Interview erklärt uns der Ustermer sein Unternehmen und zeigt auf, weshalb vom Künstler Conz auch der Unternehmer Conz profitiert – und umgekehrt.
Herr Conz, am 15./16. November 2018 finden die «8th International Boogie Nights Uster» statt, ein Anlass, den Sie organisieren und wo Sie mitwirken. Wie läuft der Vorverkauf (Stand 28.8.2018)? Der Vorverkauf läuft wieder hervorragend! Mein treues Publikum weiss, dass die Tickets begehrt sind. So sind am ersten Tag bereits über 600 Tickets verkauft worden. Total sind bis jetzt über 1150 Reservationen eingegangen. Der Freitag, 16.11.2018, ist ausverkauft und für den Donnerstag, 15.11.2018, gibt es noch etwa 120 Tickets.
Die Stadt Uster unterstützt die International Boogie Nights Uster seit diesem Jahr nicht mehr finanziell. Ist die Konzertreihe zu erfolgreich geworden? Es hat mich sehr gefreut, dass mich die Stadt Uster die ersten sieben Jahren unterstützt hat. Die zuständige Abteilung überprüft jedes Gesuch und entscheidet immer wieder neu. Mir ist bewusst, dass es bei einem solchen System immer wieder Wechsel gibt. Darum freue ich mich umso mehr über meine langjährigen Sponsoren und Partner, welche auch dieses Jahr treu zu mir halten. Ich gebe mir auch immer besonders Mühe, meine Sponsoren und Partner zu verwöhnen und ihnen einen reellen Gegenwert zu bieten. Denn ohne Unterstützung wäre auch ein solch etabliertes Festival zu diesen Konditionen nicht durchführbar. Mir ist es wichtig, dass ich mit diesen grosszügigen Unterstützungen die Eintrittspreise tief halten und somit auch dieses Jahr fast die gleichen Eintrittspreise anbieten kann wie die letzten fünf Jahre. Eine kleine Erhöhung war nötig, um den wegfallenden Teil der Stadt Uster aufzufangen. Natürlich bin ich jederzeit offen und freue mich, wenn die Stadt Uster in (hoffentlich naher) Zukunft wieder dabei sein möchte. Immerhin gehören die «International Boogie Nights» sicher zu den renommierten Anlässen in Uster mit überregionaler Wirkung.
Sie sind Künstler und gleichzeitig Unternehmer und Veranstalter. Ein Widerspruch? Überhaupt nicht – im Gegenteil: Als Veranstalter weiss ich, was für das Publikum wichtig und für die Künstler nötig ist. Als Künstler weiss ich, was das Publikum gern mag. Und als Unternehmer weiss ich, dass eine Veranstaltung dieser Art nur dann langfristig erfolgreich sein kann, wenn alle Beteiligten immer wieder begeistert sind und einen wirklichen Mehrwert erhalten. Und dann gewinnen alle: das Publikum, die Partner und Sponsoren, die Künstler – und Uster!
Womit ist Ihr Unternehmen erfolgreich? Mein Unternehmen basiert auf mehreren Säulen: Einerseits organisiere ich Veranstaltungen wie die «International Boogie Nights Uster», den «Swing The Spring» in Wallisellen, und neu die «International Boogie Nights On Tour», die dieses Jahr zum ersten Mal in Thun und ab 2019 auch noch in weiteren Städten stattfinden. Daneben gebe ich allein oder im Duo bzw. Trio usw. viele öffentliche Konzerte weltweit – und musiziere für private Veranstaltungen wie Firmenanlässe oder Hochzeiten. Ausserdem spiele ich als Jazzpianist bei verschiedenen Formationen mit, wie zum Beispiel bei The Royal Rhyhtms, bei Ray Fein & Friends, bei Terry & The Hot Sox, bei den Drei Pianören und anderen. Besonders Spass macht mir auch meine Arbeit als musikalischer Leiter und Berater von zwei Schweizer Hotels, die ich durch Programmvorschläge und die Vermittlung von Künstlern unterstütze. Und nicht zuletzt agiere ich ja auch noch als Komponist und Produzent von CDs, Videoclips und betreue andere Künstler bei ihren Marketingaktivitäten. Weshalb ist das Unternehmen erfolgreich? Ich denke, es sind vier Faktoren, die hier wesentlich sind: erstens die Qualität. Ich versuche alles, was ich anpacke, mit überdurchschnittlicher Qualität zu machen. Meiner Meinung nach ist konstante überdurchschnittliche Qualität der Schlüsselfaktor für Erfolg, und zwar sowohl in künstlerischen, in organisatorischen wie auch in unternehmerischen und kommunikativen Belangen. Zweitens: das Netzwerk. Die Jazzszene in der Schweiz ist einigermassen überschaubar; gute Kontakte zu Sponsoren und Partnern und internationale Kontakte zu Musikern hingegen muss man sich über Jahre hinweg unter anderem durch Top-Leistungen erarbeiten.
«Ich bin jemand, der gerne lernt.»
Drittens: ein modernes Marketing. Ich habe für die «International Boogie Nights Uster» von Anfang an konsequent ein professionelles Marketing betrieben, sowohl strategisch wie auch operativ. Und dazu gehört heute natürlich unbedingt auch der Einsatz des Internets. So erledige ich zum Beispiel die Gestaltung von Flyern, Plakaten, Programmheften usw. sowie der Website selbst. Wobei ich ganz klar sage: Die beste Werbung ist die Mund-zu-Mund-Propaganda. Begeisterte Konzertbesucherinnen und -besucher kommen nicht nur wieder – sie bringen auch jedes Mal mehr Freunde mit! Und dann noch viertens: Ich bin jemand, der gerne lernt – sowohl durch Beobachten als auch durch Lesen und Bildung, und wenn es sein muss, auch durch Fehler, und mit Mut und Ausdauer. Selbstverständlich muss man auch fleissig, kreativ, seriös und zuverlässig sein – sowohl als Musiker wie auch als Veranstalter, wenn man langfristig agieren will. Und da es sich bei Musik ja doch um eine künstlerische Aktivität handelt, hilft sicher auch ein bisschen Talent …
Können Sie allein von der Musik leben? Das kommt darauf an, was man alles unter dem Begriff «von der Musik leben» versteht. Natürlich war es anfangs sehr schwierig. Dabei hatte ich grosszügige Unterstützung von meinen Eltern. Jedoch weiss man nie, wie es im Musikbusiness weitergeht. Es ist wichtig, auf dem Boden zu bleiben. Die Musikbranche ist in einem permanenten Wandel. Deshalb habe ich mir mit meinen verschiedenen Aktivitäten mehrere Standbeine aufgebaut, die alle mehr oder weniger mit Musik zu tun haben. Ich denke, meine Vielseitigkeit macht mich unabhängig.
Es gibt viele Musiker in der Schweiz, doch nur ganz wenige schaffen den Durchbruch. Was raten Sie einem jungen Künstler, der von der Musik leben möchte? Gemäss einem alten Witz lautet die Antwort: «Üben, üben, üben!» Heute kommt es enorm darauf an, in welchem Bereich der Musikszene man sich bewegt und bewegen möchte. Je nachdem sind ganz unterschiedliche Fähigkeiten gefragt: Technologiekenntnisse, Sprachgefühl, Kreativität, eine Botschaft, ein gutes Netzwerk, Ausdauer, Auftrittsmöglichkeiten, tänzerisches Talent, ein Gespür für Trends, eine Chance bei «Voice of ...» usw. In den meisten Fällen ist es aber «hart»: Die oberste Liga ist überall eher klein ... Konkret rate ich jungen Menschen immer, diejenige Musik zu spielen, die sie gern haben und die sie mit Leidenschaft spielen. Das Publikum spürt, ob etwas erzwungen, oberflächlich oder künstlich daherkommt, oder ob etwas mit Herzblut und persönlichem Engagement gemacht ist.
Gemeinsam mit dem Ustermer Sänger Moritz Schlanke haben Sie die Organisation für den Neujahrsball Uster übernommen. Wie passt dieser Anlass in Ihr Veranstaltungs-Portfolio? Wo nutzen Sie Synergien zu bestehenden Veranstaltungen? Moritz Schlanke ist ein kompetenter, dynamischer und sympathischer Musikerkollege, der bereits viel Erfahrung in den Bereichen Kommunikation und Marketing mitbringt. Ich kenne ihn seit über fünf Jahren, und unsere Zusammenarbeit hat sich fortlaufend entwickelt. Seit einiger Zeit musizieren wir nicht nur zusammen, sondern organisieren auch gemeinsame Produktionen. So lag es nahe, dieses Jahr zusammen eine Event-Firma zu gründen. Momentan arbeiten wir am Aufbau dieser Firma. Der erfolgreiche Neujahrsball passt perfekt in unser Veranstaltungs- Portfolio, da hier einerseits die Musik im Vordergrund steht und andrerseits viele langjährige Partner auch weiterhin mitwirken. So können wir einen sanften Einstieg/Übergang gewährleisten. Brigitte Oertli bringt als zusätzliches OK-Mitglied neue Ideen ein. Der Ball ist ein schönes Projekt, über das wir uns sehr freuen. Was erhoffen Sie sich wirtschaftlich vom Neujahrsball? Bei allen meinen geschäftlichen und musikalischen Aktivitäten ist mein oberstes Ziel immer, unsere Gäste und Veranstaltungspartner langfristig zu begeistern. Neben vielen anderen Punkten bedeutet das für mich auch, eine saubere wirtschaftliche Kalkulation zu machen, denn es ist niemandem gedient, wenn eine Veranstaltung Schulden generiert. Der Neujahrsball Uster ist für uns eine neue Herausforderung, da agieren wir natürlich besonders sorgfältig und freuen uns darauf, positive Erfahrungen zu sammeln. Wir gehen davon aus, dass wir unsere Aufwände decken können. Wir möchten uns ja auch mit dem Neujahrsball als erfolgreiche Veranstalter in Uster zeigen.
Welches war die beste Entscheidung, die Sie als Unternehmer getroffen haben? Mich auch als Veranstalter zu verwirklichen. Das Netzwerk wächst durch solche Aktivitäten enorm und somit öffnen sich viele neue Türen. Die neuen Kontakte sind für mich sowohl als Musiker wie auch als Veranstalter nützlich.
Welche Entscheidung bereuen Sie im Nachhinein? Keine; was überhaupt nicht heisst, dass ich immer richtig entschieden hätte – im Gegenteil. Aus den Fehlern, die ich gemacht habe, konnte ich viel lernen. Das Spannende am Sichentscheiden ist ja, dass man oft nicht weiss, wie es gelaufen wäre, wenn man sich anders entscheiden hätte. Tendenziell vermeide ich eher unkalkulierbare und unnötige Risiken und entscheide eher konservativ.
Passen Sie sich als Unternehmer in der Musikbranche den sich verändernden Vorlieben des Publikums an? Ja, natürlich. Zwar habe ich mich den Musikstilen Boogie-Woogie, Blues und Jazz verschrieben, also einer «klassischen» Form von Musik. Aber auch da gibt es natürlich Veränderungen, zum Beispiel durch neue technische Möglichkeiten. Jazz geniesst ja alle paar Jahre wieder ein «Revival». Und auch Boogie-Woogie wird heute anders gespielt als 1930 ... Allerdings sind hier die Veränderungen eher fein und sanft. Ich bin sowohl als Musiker wie auch als Veranstalter sehr offen und geniesse immer wieder Ausflüge in «andere Welten»; von daher freue ich mich eigentlich immer über Entwicklungen.
Vor 3½ Jahren träumten Sie im «Uster Report»Interview von einem Jazzfestival in Uster. Träumen Sie diesen Traum noch immer? Ein cooles Jazzfestival zu organisieren, ist nach wie vor eine meiner vielen Ideen, die ich gerne irgendwann verwirklichen möchte. Allerdings braucht es für die Neulancierung eines Jazzfestivals, wie ich es mir vorstelle, eine starke Unterstützung von verschiedenen Seiten. Ob sich dafür das Zentrum Uster eignet, wird sich im Lauf der Zeit noch herausstellen. Und sonst gibt es ja in der weiteren Region durchaus interessante Alternativen ...
Welche Bedeutung hat der Standort Uster für Ihr Unternehmen? Die Stadt Uster bedeutet mir persönlich viel. Ich bin hier geboren und aufgewachsen und lebe noch hier. Meine Eltern leben ebenfalls in Uster. Mein lokales Netzwerk ist daher gross; das geniesse ich einerseits privat; es ist aber auch unternehmerisch wichtig. Für meine internationalen künstlerischen Aktivitäten sehe ich die Nähe zum Flughafen als grossen Vorteil. Zudem spiele ich häufig in der Deutschschweiz; Uster liegt also für mich zentral, und in Zürich ist man auch in elf Minuten.
Wir sehen uns in drei Jahren wieder. Von welcher «Errungenschaft» werden Sie mir als Unternehmer freudig berichten? Ich freue mich darauf, Ihnen von vielen neuen Projekten und spannenden Veranstaltungen zu berichten, die das Publikum begeistern werden – und wer weiss, vielleicht auch von einem Jazzfestival in unserer Region.
Patrick Borer
Chris Conz, Musiker und Unternehmer Firmen Chris Conz (Einzelunternehmen), Conz Schlanke Events GmbH Firmensitz Uster
Selbstständig seit 2005 Anzahl Mitarbeitende einer
Interview der Zeitschrift Uster Report - Ausgabe 5/2018