USTER. Die 1. internationale Boogie Night Uster war geprägt von Stars der Boogie-Woogie-Musik. Davon profitierte das Publikum, das den Saal des Wagerenhofs bis auf den letzten Platz füllte.
RENATO BAGATTINI
Vielleicht erinnern sich viele zurück: in 20 oder noch mehr Jahren. Ja, weisst du noch, damals im Wagerenhof-Saal, als alles begonnen hat? Was die Zukunft auch bringen mag: Wer an die 1. inter- nationalen Boogie Night nach Uster gekommen ist, wird diese so schnell nicht vergessen. Das kleine, aber äus- serst feine Festival lebte von einer dich- ten Präsenz und von Charakteren des Genres, das für einmal deutlich zeigte, wie vielfältig sich der Boogie-Woogie- Sound präsentieren kann.
Eis rasch gebrochen
Die Jam-Session im zweiten Teil war dann so etwas wie das Supplement und bestätigte, was Pianist Christoph Stein- bach schon im ersten Konzertteil ver- kündete: Das sei das Gute an dieser Mu- sik, ein Blickkontakt und schon wisse man, was zu spielen sei. Das reichte na- türlich längst nicht aus, um ein sponta- nes Zusammenspiel auf hohem Niveau zu garantieren. Gutes Handwerk und eine gewisse Musikalität gehören da schon auch dazu. Dann lassen sich die drei Akkorde, aus der der Boogie-Woo- gie gewöhnlich besteht, zu eruptiven Klanggebilden zusammenschweissen.
Doch wie klangen denn diese Künst- ler an den 88 Tasten als Einzelmasken respektive als Zweierkisten? Die Piano- Brothers, also Marcel und Heinz Brun- ner, machten den Anfang und heizten gleich einmal tüchtig ein. Vier Hände zaubern mehr Töne aus den Flügeln als nur zwei, wird sich der Veranstal- ter, der Ustermer Chris Conz, wohl gedacht haben. Jedenfalls war das Eis im Publikum schnell gebrochen.
Mitreissende Show
Als dann der Oberländer Hamp Goes Wild auftrat, war die Hölle vollends los. Schon zu diesem Zeitpunkt war es klar: Boogie-Woogie ist nicht nur Musik, sie ist auch eine Show, die mitreissen kann. Die beginnt beim Outfit und endet in der Mimik und Dramatik des
Schwerarbeiters am Piano. Vor allem Christoph Steinbach, der Österreicher, zeigte, wie man das macht. Schon nach dem ersten Stück musste er das Jacket ausziehen, und es ging im weissen Hemd und mit sichtbaren Hosenträgern weiter. Die Pause danach war verdient.
Dazu beigetragen hatten zuvor auch der Tausendsassa Silvan Zingg, der offenbar auf YouTube eine grosse Fan- gemeinde besitzt, und dann natürlich auch V eranstalter Conz selbst.
Auf Wunsch Begleitmusiker
Conz hatte diese Musik vor rund 16 Jahren kennengelernt, und zwar dank einer Kassette von Hamp Goes Wild. Da war es dann nur noch eine Frage der Zeit, bis er zu Hamp in die Klavier-
stunde ging, um dann selbst als Vir- tuose aufzutreten. Den Pianisten, die im Soloteil jeweils drei Stücke zum Besten gaben, standen – wenn sie es denn wünschten – zwei Begleitmusiker zur Verfügung: der Portugiese und ge- fragte Bassist Nuno Alexandre sowie der Ustermer Schlagzeuger Mario von Holten, die auch im Chris Conz Trio mit von der Partie sind (siehe Kasten).
Die Protagonisten der Veranstaltung kennen sich und haben teilweise schon Erfahrung in der Organisation solcher Anlässe. Der Anfang ist gemacht, und es könnte durchaus so weitergehen. Denn schon manches Festival hat klein begonnen und ist im Lauf der Jahre ge- wachsen. Warum soll es der Ustermer Boogie Night nicht ebenso ergehen?